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Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP)

KOMPASS-Basisgruppe

Zürcher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen

Teilnehmer*innen

Die Gruppe besteht aus ca. 9-10 Teilnehmer*innen und richtet sich an jugendliche Mädchen und Jungen und junge Erwachsene im Alter ab ca. 13 Jahren (ab der Oberstufe) bis ca. 25 Jahren mit einem Asperger-Syndrom (AS) oder Atypischem Autismus (AA). 

Sofern wir genügend Anmeldungen und Therapeutinnen haben, bilden wir zwei Gruppen. In dem Fall gibt es eine "jüngere Gruppe" bestehend aus Schüler*innen der 2.-3. Oberstufe, ev. dem 10. Schuljahr und selten der 1. Oberstufe. In der „älteren Gruppe“ sind Schüler*innen des 10. Schuljahr und in den oberen Gymnasial-Klassen, Auszubildende in der Lehre, Studierende, junge Berufstätige, Arbeitslose bis ca. 25 Jahre.

Kompass-Buch

Es wird mit dem selbst entwickelten KOMPASS-Praxishandbuch von Jenny, Goetschel, Schneebeli, Rosinelli & Steinhausen (2. Auflage 2021) gearbeitet.

Module

  1. Emotionen (ca. 10 Termine); Genaues Benennen von Gefühlen, mimisch-gestisches Erkennen und Darstellen von Gefühlen, typisches Reagieren auf Gefühle
  2. Small Talk (ca. 10 Termine): Zweck, Small Talk-Themen und Small Talk-Gesprächsablauf, der „wechselseitige Kommunikation“ schafft.
  3. Nonverbale Kommunikation (ca. 10 Termine); Ersteindruck & höfliches Verhalten, Körperhaltung & Nähe-Distanz, Gestik, Blickverhalten, Mimik, Stimme und dann Integration aller nonverbalen Elemente.

Konzept

Die Grundhaltung ist personzentriert sowie prozess- und ressourcenorientiert (z.B. Stärke der Detailwahrnehmung, Systematisieren). Bei der konzeptuellen Umsetzung gehen wir aufgrund von Forschungsbefunden davon aus, dass soziale Fertigkeiten bewusst gelernt und intellektuell nachvollzogen werden können. Das Gruppentraining soll den Teilnehmer*innen eine bewusste, kontextabhängige Wahl aus verschiedenen sozialen Verhaltens- und Kontaktalternativen ermöglichen.

Soziale Fertigkeiten werden kognitiv verstehbar gemacht. Jede soziale Kompetenz wird in kleine Teilschritte aufgegliedert, die zuerst separat vermittelt und geübt und dann zu einem ganzen Verhaltensablauf zusammengefügt werden. Wir 'verführen' die Teilnehmer*innen so oft wie möglich zu Interaktionen. Die wöchentlichen Trainingsaufgaben (z.B. Übungen, Beobachtungen) im Umfang von ca. 20 Min./Woche stellen einen festen Bestandteil der Gruppenbehandlung dar. Sie erlauben einen grösseren Trainingseffekt und stellen im Besonderen einen Schritt zur Generalisierung und zum Transfer der erlernten Fertigkeiten dar.

Elternarbeit

Es wird Wert auf die Zusammenarbeit mit den Eltern gelegt. Die Eltern nehmen an 3 Informationsabenden im Verlauf der Gruppenbehandlung teil, die auch Lehrpersonen und Ausbildnern offenstehen. Zudem organisieren wir einmal pro Jahr einen sozialen Anlass (z.B. Filmnachmittag, Klettern) für alle aktuellen und bisherigen KOMPASS-Teilnehmer*innen und einen für die Familien.

Vorgehensweise

Das Gruppentraining findet wöchentlich nach der Schule/Ausbildung während 90 Minuten statt. Der Ablauf ist strukturiert und beinhaltet eine Befindlichkeitsrunde, Lektionen, eine Pause mit einem Snack und Trainingsaufgaben. Wir arbeiten immer wieder mit Visualisierungsmitteln. Alle Teilnehmer*innen bekommen einen klar strukturierten Ordner für alle abgegebenen Informations- und Arbeitsblätter, Beobachtungsprotokolle sowie die Blätter mit den Trainingsaufgaben.

Die sozialen Fertigkeiten sowie das entsprechende Hintergrundwissen werden auf Informationsblättern zusammengestellt und abgegeben. Der Übungsteil besteht aus Rollenspielen, selbst entwickelten Regelspielen, Video-Feedback, der Bearbeitung von Arbeitsblättern und Beobachtungsaufgaben. Es wird nicht nur im Plenum, sondern auch in Halbgruppen gearbeitet. In der Pause besteht Raum, sich über Erlebnisse auszutauschen und eigene Fragen einzubringen.

Evaluation

KOMPASS gibt es seit April 2004 und wurde seither auf die Wirksamkeit untersucht. Die Ergebnisse (N=108 Teilnehmer*innen) zeigen gemäss Beobachtungen der Eltern eine signifikante Abnahme der autistischen Verhaltensweisen und einen Zuwachs an sozialen Kompetenzen an, wobei beides auch nach ein Jahr nach Trainingsende beobachtbar ist und sich teilweise noch weiter verbessert. Die Lehrpersonen/Ausbildner beobachten ebenfalls, wenn auch weniger deutlich, in mehreren Bereichen signifikante Verbesserungen. Die Betroffenen und ihr Umfeld geben an, dass die ehemaligen KOMPASS-Teilnehmer*innen mehr auf Andere zu gehen, sich für sie interessieren und als höflicher wahrgenommen würden. Sie führten mehr und vielseitigere Gespräche und hörten besser zu. Ihre Körpersprache wirke zugewandter und interessierter. Viele bemühten sich darum, das Gegenüber zu verstehen und seien sich der eigenen Wirkung auf Andere bewusster.

Kontakt und Anmeldung (PDF, 183 KB): Dr. phil. Bettina Jenny, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (KJPP), Neumünsterallee 3, Postfach, 8032 Zürich, 058 384 66 00 bettina.jenny@pukzh.ch